Daniel Goleman, der den Begriff der „emotionalen Intelligenz“ durch sein gleichnamiges Buch bekannt gemacht hat, berichtete einmal von einem theologischen Seminar in Princeton. In dem Seminar ging es um Mitgefühl und die Frage, wieso wir von Fall zu Fall mehr oder weniger empathisch handeln.
Eine Gruppe Theologiestudenten sollten eine Testpredigt halten.
Sie bekamen ein Thema für ihre Predigt. Eine Hälfte der Studenten erhielt als Thema die Parabel des barmherzigen Samariters: Der Mann, der innehielt, um dem hilfsbedürftigen Fremden am Wegesrand zu helfen.
Die andere Hälfte erhielt ein beliebiges Bibelthema. Dann sollten sie in ein anderes Gebäude gehen und ihre Predigt halten. Auf dem Weg in das andere Gebäude liefen alle Studenten an einem Mann vorbei, der offensichtlich Hilfe benötigte.
Hier entstanden zwei interessante Fragen:
-Hielten sie an und halfen? Und wer hielt an, um zu helfen?
Wirkte es sich aus, dass sie gerade über die Parabel des barmherzigen Samariters nachdachten?
Nein!
Ob jemand dem Hilfsbedürftigen half, wurde davon bestimmt, ob eine Person in Eile war, ob er sich für verspätet hielt oder ob er darin versunken war, worüber er sprechen sollte.
Und dies ist, laut Goleman, die Zwickmühle in unserem Leben, dass unser Fokus in die falsche Richtung geht und somit unser Handeln manipuliert.
Die Konzentration auf eine einzige Sache ist laut Goleman deutlich schwieriger geworden, begründet durch die steigende Komplexität der Welt.
Dieser psychologische Ansatz beschreibt auch ganz gut die Problematik in unseren Berufsleben. Unsere To-Do-Listen werden länger und immer mehr Verantwortungsbereiche ringen um unsere Aufmerksamkeit. Es sind mitunter auch spannende Themen und Gebiete, mit denen man sich beschäftigen möchte, doch kriegt man diese Vielheit nicht oder sehr schwer im Terminkalender unter.
Man trägt Unerledigtes ständig im Kopf mit sich und damit ein unzufriedenes Gefühl.
Vor gut drei Jahren habe ich für meine eigenen Projekte eine Mindmap erstellt, um mich neu zu ordnen. Die Fülle an Projekten und Ideen in der Mindmap zu platzieren und miteinander zu verknüpfen bereitete mir so große Schwierigkeiten, so dass es unausweichlich schien, auch Herzensprojekte ad acta zu legen.
Doch für jemanden, der seine 60 Stunden Woche für Woche abarbeitet, stellte sich das Fokussieren als ein fortwährender Prozess heraus. Unbemerkt fällt man in alte Muster zurück.
Erst letztes Jahr fand ich mich erneut in der Situation wieder, Ballast abwerfen zu müssen, Projekte abgeben oder ablehnen zu müssen.
Wir bemerken Veränderungen um uns herum recht spät. Man sollte sich immer wieder, in regelmäßigen Abständen, vor die Aufgabe einer Mindmap als eine Art Momentaufnahme setzen. Eine Machbarkeitsstudie für sich selbst.
Die Fokussierungsstrategie beinhaltet neben der strategischen Konzentration auch die Fokussierung auf geographische Märkte, auf einzelne Segmente, oder auf Kundengruppen.
Als Ergebnis wird entweder eine hohe Differenzierung erzielt, indem die Bedürfnisse einer Zielgruppe besser bedient werden oder eine günstigere Kostensituation für das eigene Unternehmen oder beides.
Gerade in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft und in einem immer härter umkämpften Markt ist nachhaltiger Erfolg sehr stark von dem richtigen Fokus abhängig. Keine Fokussierung führt früher oder später zur eigenen Ausbremsung.
Vom Beispiel einer Werbeagentur bis hin zum gastronomischen Betrieb ist es ein Trugschluss zu glauben, ein Mehrangebot von Dienstleistungen würde auch höhere Erfolgschancen auf dem Markt mit sich bringen. Oft ist das Gegenteil der Fall.
Wie erfolgreich eine Fokussierung sein kann, möchte ich am Praxisbeispiel eines Kunden aus der Gebäudereinigung näher eingehen.
Doch das im nächsten Montagsplausch. Eine gute Woche!
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Verfasst von:
Inanc Armitli
Inhaber AICO Networks